Die direkte Erfahrung jedoch offenbart die nonduale Realität, in der ein von der Erfahrung abseits stehendens "Ich" nicht existiert. Die scheinbar erlebte Trennung zwischen Subjekt und Objekt, einem Ich und der Welt, wird als gedankliches Konzept erkannt.
 
Ausserhalb der Gedanken ist ein "Ich" nicht zu finden. Ich lade Dich ein, selbst direkt nachzusehen. Das "Ich", das sich als der Denker sieht, ist selbst ein Gedanke. Gewohnheitsmässig wird er der Erfahrung im Anschluss hinzugefügt. Hören geschieht und dann folgt der Gedanke "Ich" höre. Doch "Ich" ist lediglich eine Bezeichnung für die ungeteilte, nonduale Erfahrung ohne einen Erfahrenden. Das ist nur Klang. Glaub mir nicht, prüfe es selbst.
 
Wenn der Verstand nun versucht, sich dem zu nähern oder zu verstehen, was damit gemeint sein kann und wie das funktionieren soll, wird er scheitern. Der wortgebende, analystische Verstand, genauer gesagt die linke Gehirnhälfte, kann über die Gedanken und Bezeichnungen nicht hinausgehen. So ist jede Beschreibung von Nondualität ein weiteres Konzept.
 
Bezeichnungen sind hilfreich bei der Kommunikation, sie sind aber nicht das, was sie beschreiben. Das Wort "Apfel", der Gedanke an einen Apfel oder das innere oder äußere Bild eines Apfels sind nicht der Apfel. Das Wort "Ich", die Gedanken über Dich und das innere oder äußere Bild, das Du von Dir hast, sind nicht, was Du bist. 

Die direkte und unmittelbare Erfahrung der wahren nondualen Natur ist einfacher als Du vielleicht meinst. Du brauchst dazu weder Schriften studieren, einem Meister folgen oder übernatürliche Fähigkeiten entwickeln. Natürlich kannst Du all das tun, wenn es Dir Freude macht. Nur erforderlich ist es nicht.

Deine wahre Natur ist "wartungsfrei". Sie ist kein Zustand, der aufrechterhalten, kontrolliert oder korrigiert werden muss. Sie ist jedoch kein spirituelleres, erleuchtetes, aufgestiegenes Ich oder ein universelles Ich Bin. Dein Selbst ist auch nicht eine unsterbliche Seele, das Universum, unendlicher Geist oder die Energie, die den Kosmos bewegt. Es ist keine Wesenheit oder ein Jemand und es ist auch nicht Nichts.

Schon Goethe wusste:
"Was ist das Schwerste von allem? Was Dir das Leichteste dünkt: Mit den Augen zu sehen, was vor den Augen Dir liegt."

Seit frühster Kindheit haben wir gelernt, in Konzepten zu denken, die Deine wahre Natur mit Wahrnehmungsfiltern und illusorischen Identifikationen verschleiern. Das, was Du bist, ist jenseits aller Konzepte und Vorstellungen. Es kann nicht gewusst, nur direkt erfahren werden. 

Bedeutet das, es gibt nichts zu tun? Ja und Nein.

Nein, Du brauchst nichts tun, um zu sein, was Du bist, denn das bist Du ja bereits.

Und Ja, um zweifelsfrei zu wissen was Du bist - oder besser gesagt, was Du nicht bist! - gilt es in der direkten Erfahrung zu schauen. Die direkte Erfahrung kommt ohne all die Konzepte, Sichtweisen, Erinnerungen, ohne das gelernte Wissen, Bezeichnungen und Gedanken darüber aus.
 
Erwachen ist ein Prozess des Wegfallens all dessen, was wir dachten zu sein, samt unserer Gedanken über Gott, die Welt und den Anderen.
 
Was bleibt, ist das was ist und immer schon war: nur dies!